Tagebucheintrag vom 11.01.2006
 
Die Begegnung mit Ruth - von Claudia
 

Jetzt haben wir es also bis nach Addis geschafft und somit ergibt sich auch die Gelegenheit dass ich mein Patenkind Ruth an der german church school treffe. Die Schule liegt im noerdlichen orthodoxen Teil von Addis, in einem sozialen Brennpunktgebiet (aber das sind fast alle Gebiete in Addis). Hier leistet die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprachen in Aethiopien mit Unterstuetzung von deutschen und finnischen Pateneltern wirklich eine hervorragende Arbeit, wie wir ja jetzt selber sehen konnten.
Ruth, mein Patenkind, ist inzwischen 11 Jahre alt und besucht die 5 Klasse. Und so standen wir also eines Tages vor der Tuer der Schule und Pfarrer Hans Joachim Krause nahm sich die Zeit uns einen Teil der Schule zu zeigen, nur einen Teil weil wir an einem Brueckentag zwischen zwei Feiertagen (orthodoxes Weihnachtsfest und ein islamischer Feiertag) gekommen waren und die Kinder verlaengerte Ferien hatten. Also konnten wir den Fortschritt des Turnhallenneubaus begutachten. Doch am uebernaechsten Tag, Mittwoch der 11.01.06 war wieder regulaer Schule und wir konnten Ruth und ihre Klasse besuchen. In anbetracht unserer langen Reise haben wir darauf verzichtet etwas aus Deutschland mitzubringen und lieber sowohl Ruth als auch ihrer Familie ein weihnachtliches Geldgeschenk uebergeben. Jeremias, Verantwortlicher fuer die Patenangelegenheiten, hat das Treffen arrangiert.
Und so standen "Little Ruth" - wie sie von Steffen und mir genannt wird - und ich uns gegenueber. Mit 11 Jahren ist man auch gar nicht mehr so little, aber immerhin ich bin noch ein bisschen groesser - nur noch eine Frage der Zeit wann sie mich einholt. Ruth ist ein stilles, etwas schuechternes Maedchen, das eher kritisch als froehlich ist. Aber was soll sie auch davon halten, wenn da ploetzlich zwei Weisse auftauchen und sie womoeglich irgendwelche Fragen beantworten soll. In der Klasse sitzt sie ganz vorn, geht auch ganz gern zur Schule und mag Mathe.
Die Klassenstaerke liegt bei 40 Kindern, fuer aethiopische Verhaeltnisse traumhaft, in den staatlichen Schulen sind es mindestens doppelt so viele Kinder.  Vor unserer Abreise aus Aethiopien werden wir Ruth und ihrer Familie zu Hause besuchen. Jeremias hat dies vorgeschlagen und er meint, die Familie wird sich freuen, wir waren anfaenglich skeptisch. Ich weiss nicht wie ich reagieren wuerde, wenn da ploetzlich zwei Fremde auftrauchen, aber es schein wohl in Ordnung zu gehen und so freuen wir uns auf die Begegnung. Ruth lebt mit ihren Eltern und mehreren Geschwistern zusammen. Alle Patenkinder kommen aus sehr armen Familien aus dem Stadtteil - aber davon mehr im Artikel ueber die Schule. Ich war schon ein bisschen aufgeregt bei der Begegnung, den schliesslich ist Ruth auch ein kleines bisschen "mein" Kind. Fuer die naechsten 5 Schuljahre werde ich dafuer sorgen, dass sie diese Schule besuchen kann, dass ihre Familie eine Unterstuetzung erhaelt und sollte sie so gute Zeugnisse haben, dass sie studieren kann und will so wird sie weiterhin finanzielle Unterstuetzung erhalten. Und so habe ich mich gefreut zu sehen, dass die Schule hervorragende Arbeit leistet, dass die Lehrer und die anderen Mitarbeiter hoch motiviert sind und dass es "unserer little Ruth" an der Schule gut geht.

 
 
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