Tagebucheintrag vom 22.12.2005
 
Wuestenfahrt von Wadi Halfa nach Khartoum - von Claudia
 

Nachdem die Schwalben mit dem Frachtschiff doch noch in Wadi Halfa (Sudan) angekommen sind, stand der Wuestenfahrt nichts mehr im Wege. Auf den zwei Kilometern von Wadi Halfa Hafen zu Wadi Halfa Ort habe ich Schwalbe gleich zweimal in den Sand gelegt. Das waren ja super Voraussetzungen fuer die Reise am naechsten Morgen. Also wir wieder ganz frueh  raus und Schwalben bepackt und  kurz nach sieben waren wir auf der Piste. Diese besteht aus Sand, viel Sand. Am Anfang noch einigermassen hart, da es Nachts sehr abkuehlt, aber je laenger die Sonne darauf scheint umso weicher wird das ganze. Was meinte Bruce (Suedafrikanischer Endurofahrer den wir in Assuan getroffen hatten) ueber den ersten Tag auf der Strecke: You will find your way!
Ich und meine blaue Schwalbe schwammen ziemlich auf dem Sand rum. Steffen hat das echt besser im Griff, obwohl seine Schwalbe schwerer belanden ist. Vielleicht stelle ich mich auch bloed an, aber diese Fahrerei bin ich nicht gewohnt. Nach drei Stunden tun mir die Haende, die Arme und die Nackenmuskulatur weh (vom dauernde Schalten, mit Kupplung fahren und bremsen) So kann es ja nicht weiter gehen, zweimal landeten die Schwalbe und ich noch im Sand. Irgendwann nach einem ewig langen Wadi (nur Sand, Sand, Sand und ein paar Kamele zur Rechten) habe ich nach 85 km und etlichen Stunden auf dem Moped aufgegeben und wir haben das Zelt idyllisch und abseits der Piste aufgeschlagen. Nachts rasen hier die LKWs durch, na ja sie schaufeln sich durch den Sand, aber mit einer beachtlichen Geschwindigkeit. An diesem ersten Tag war die Landschaft bestimmt auch sehenswert, aber ich war so mit Fahren beschaeftigt, dass ich nicht viel davon mitbekommen habe. Ausser diesem besagten Wadi, den wir mit max. fuenf kmh durchpfluegt haben.
Entweder habe ich mich langsam an die Piste gewoehnt oder diese wurde etwas besser. Zumindest waren die ersten Stunden am naechsten Morgen nicht ganz so schlimm.  Ich freue mich schon immer, wenn wir Wellblech erreichen d.h. der Sand von den LKWs so verdichtet wurde (und damit meistens etwas haerter ist), dass es wie Wellblech wirkt. Nach einer rauen und unwirklichen Hochebene (das soll Wueste sein?) haben wir den Nil wieder erreicht und somit wirklich sehenswerte, schoene Doerfer.  Doch gegen Mittag bin ich wieder total erledigt.  Immerhin erreichen wir am Nachmittag nach 110 km Abri und staerken uns erstmal mit Fuul (beruehmt beruechtigerter Bohneneintopf). Teilweise sind die Spurrillen der LKWs und Busse einen Meter tief, in diesen ist ganz gut zu fahren, ich komme mir vor wie beim Motorcross. An anderen Stellen (sandige Hochebene) gehen die Spuren in alle Richtungen auseinander und es nicht klar, wo jetzt die Hauptroute zu suchen ist. Wir haben unser GPS, gar nicht schlecht um immerhin mal die Richtung zu bestimmen.
Naechster Morgen das gleiche Spiel: Aufstehen im Dunkel, losfahren im  Morgengrauen und bei Kaelte. Letzteres gibt sich ab 11.00 Uhr, dann wird es schoen warm in der Wueste. Wir schaetzen so um 40 Grad, da ich Motorradjacke und Handschuhe anhabe werde ich tagsueber so langsam gar gebraten. Ich weiss jetzt auch warum die Tuareg im Gesicht so eingemummelt rumlaufen (gut gegen Sand und Sonne) und tue es ihnen nach.  Die Landschaft ist teilweise wunderschoen, vor allem als wir direkt am Nil durch die Palmendoerfer fahren, aber mal wieder im Sand. Daher suchen wir uns ausserhalb und mit schoenem Blick auf den Nil einen Platz zum Zelten.
Was soll ich schreiben, am naechsten Tag das gleiche Spiel. Die Piste ist mal schaurig und nur mit 5 km zu durchfahren, mal wird sie hart und steinig, das ist auch nicht ohne, denn es sind grosse Steine und wir brauchen unsere Reifen ja noch. Aber es geht voran. Endlich treffen wir in Kerma ein und haben "wenige sandige Kilometer" (Beschreibung aus dem Buch "Durch Afrika") bis Argo vor uns. Diese wenigen Kilometer entpuppen sich als einige Kilometer mehr, was fuer einen Zweiradfahrer ganz schoen viel sein kann und es war sehr sandig. So geht die Piste auf dieser Seite des Nils  weiter, deshalb warten wir lieber ein bisschen und setzen mit einer Faehre auf die andere Seite ueber. Und tatsaechlich die Piste dort ist haerter, die Weichsandfelder beschraenken sich auf die Ortsdurchfahrten.  Und 9 km vor Dongola erscheint vor uns, wie eine Fata Morgana, eine Teerstrasse. Ich bin gerade noch davon abzuhalten vom Moped zu steigen und den Teer zu kuessen (im Gedenken an den frueheren Papst) so gluecklich bin ich mal wieder Teer unter den Raedern zu haben.
Dieser Teer begleitet uns auch am naechsten Tag noch auf 40 wundervollen Km. Dann ist Schluss damit, die Piste hat uns wieder und diese ist diesmal mit kleinen Kieselsteinen gefuellt, da schwimmt die Schwalbe auch sehr nett drin rum. . Auch diese Piste ist irgendwann zu Ende und das Ende besteht aus einem wunderschoenen Sandhuegel mit Weichsand, den wir aber mehr oder weniger elegant durch Sandloecher umfahren koennen. Durch die richtig "schwierigen" tiefen Sandloecher wuehlen sich unsere Schwalben ganz gut durch, da haben wir kein Problem. An diesem Tag schaffen wir doch tatsachlich 290 km. Und am naechsten Tag schaffen wir es bis Khartoum, denn ab Abu Dom ist die Strasse wieder geteert, zwar auf einem grossen Stueck mit vielen Schlagloechern, aber immerhin kommen wir doch schneller voran als auf der Piste. Dafuer nimmt jetzt der Verkehr zu. In der Wueste kam uns ab und an mal ein LKW oder ein Pick-up entgegen. Jetzt rasen die LKWs und Minibusse mit einer Affengeschwindigkeit an uns vorbei, mit einer Radseite auf den sandigen Seitenstreifen um die Schlagloecher zu umgehen kommt uns jedesmal eine riesige Sandwolke entgegen. Und dann wird der Verkehr immer dichter, mit TucTuc und Eselkarren, Minibussen und Zweiraedern ein gutes Indiz dafuer, dass die Stadt nicht mehr weit sein kann. Aber das ist eine andere Geschichte. Eigentlich sollte dies die Wuestengeschichte werden. Was soll ich sagen: Die Piste war schwierig und ich moechte jetzt nicht mehr zurueckfahren muessen! Die Naechte in der Wueste waren toll, die Landschaft eintoenig aber fuer mich auch sehr sehenswert, soviel Wueste hatte ich noch nie.  Und die Leute sind sehr, sehr nett.

 
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