Tagebucheintrag vom 22.12.2005
 
Von Dongola nach Khartoum
 

Khartoum, den 22.12.2005

Der vorerst letzte Pistenabschnitt auf dem Weg nach Khartoum liegt vor uns. Der Tag beginnt mit vierzig Kilometern bester Teerstrasse. Dichte Blaue Wolken lassen wir hinter uns, mit 50 km/h fliegen unsere Schwalben im Tiefflug ueber den Asphalt. So einfach koennte das alles sein...., es ist frueh am Morgen und es ist kuehl in der Wueste. Sand auf der linken und der rechten Seite, die landschaftlichen Hoehepunkte liegen wohl hinter uns. Nach vierzig Kilometern endet das Vergnuegen ganz unspektakulaer. Der Fahrbahnbelag hoert einfach auf und es bleibt eine grobe Schotterpiste. Wie schon in den vergangenen Tagen geht es teilweise nur im Schrittempo voran. Das grobe Geroell ist der denkbar unguenstigste Belag fuer unsere Mopeds. Schliesslich bessert sich der Belag etwas, er wird haerter, dafuer haben wir wieder unser Wellblech dass uns ordentlich durchschuettelt. Nach dreissig Kilometern kommen wir an einen Huegel mitten in der flachen Wueste. Hier beginnen die Weichsandfelder. Auch die kennen wir ja schon aus den letzten Tagen und deshalb haelt sich der Schreck in Grenzen. Reinfahren mit wenig Geschwindigkeit im zweiten Gang, gemuetlich runterschalten und mit beiden fuessen als kufen im ersten Gang durch den Sand pfluegen. Eigentlich ganz lustig, aber es waere schon schoen wenn wir so langsam das Ende der Piste erreichen wuerden. Unsere Schwalben sind echte Sandspezialisten. Nicht einmal bleiben Sie im Weichsand stecken, wahrscheinlich hilft das geringe Eigengewicht. Auf dieser  Strecke haben einige Motorradfahrer mit grossen schweren Reiseenduros der Marke BMW das Handtuch geworfen und die Mopeds entnervt auf LKWs verladen. Weniger ist manchmal eben mehr. Die letzten 100 kilometer bis zum Beginn der Teerstrasse bei Abu Dohm ziehen sich endlos. Geroellfelder und Weichsandfelder wechseln sich ab, es wird heiss und staubig, die Landschaft immer eintoeniger. Schliesslich erreichen wir das Teerband und fahren zuallererst unsere veroelten Auspueffe frei. Das Qualmt schon ganz schoen. In Abu Dohm, einem Kreisverkehr mitten im nichts der Wueste, gibt es Benzin und Fuhl. Das Benzin geben wir den Schwalben, fuer uns bleibt der obligatorische Topf mit Bohnen. Nach achtzig Kilometern schlagen wir das Nachtlager auf. Noch dreihundert Kilometer bis Khartoum. Die Naechte in der Wueste sind schon fast unwirtlich fuer Grosstadtmenschen wie uns. Ein Beduine zieht mit dem Kamel vorbei, unglaublich viele Sterne am Himmel und absolute Stille.

Am naechsten Morgen sind wir mit den ersten Sonnenstrahlen wieder unterwegs. Die ersten Stunden des Tages sind die angenehmsten, bevor die grosse Hitze kommt. Unsere Mopeds fliegen nach Sueden, gluecklicherweise haben wir keine technischen Probleme bisher, klaglos verrichten die Motoren ihren Dienst. Noch einmal werden wir auf die Piste gezwungen. Die Teerstrasse ist teilweise schon wieder in der Aufloesung begriffen, eine Wueste Schlaglochpiste fordert unsere ganze Aufmerksamkeit, auf einem zwanzig Kilometer langen Abschnitt wird sie schliesslich gesperrt, schweres Geraet ist dabei die Trasse zu reparieren. Der letzte Kontrollpunkt vor Khartoum, unzaehlige Kamele werden hier zusammengetrieben und verkauft. Schliesslich erreichen wir die Aussenbezirke von Omdourman, der Alten Hauptstadt des Sudan. Wieder einmal bewaehrt sich unser kleiner Gecko. Mit dem GPS an der Schwalbe wuehlen wir uns durch den Verkehr. Ohne groessere Umwege erreichen wir den Blue Nile Sailing Club. Hier schlagen wir unser Zelt auf und legen uns auf die kleine Wiese, geschafft. Nach exakt 1000km durch die Wueste sind wir am Zusammenfluss von Blauem und Weissem Nil angekommen.

Am Abend gehen wir dann in die grosse Stadt. Khartoum ist die Stadt der besten Hamburger der Welt. Mit viel liebe und Hingabe werden die doch sehr amerikanisch anmutenden Fast Food Produkte in den unzaehligen Restaurants zusammengebaut. So sitzen wir also in Khartoum, essen  Hamburger und trinken Milkshakes, auch eine schoene Art seine Zeit zu verbringen. Im Internet Cafe versorgen wir uns mit Nachrichten von zu Hause und schicken endlich mal wieder ein paar Berichte ab.

Der erste Tag in Khartoum steht dann ganz im Zeichen von waschen, putzen und sichten des Materials und der Mopeds. Die Pisten haben den Fahrzeugen einiges abverlangt. Am Hinterrad der Weissen Schwalbe sind vier Speichen gebrochen. Die restlichen Raeder sind in Ordnung und so wechseln wir die Speichen und zentrieren das Rad einigermassen. Das sollte wieder halten. Hier kommt uns jetzt auch das geniale Simson Baukastensystem entgegen. Wir koennen das angeschlagene Hinterrad problemlos nach vorne versetzen nud das weniger belastete Vorderrad hinten einbauen. Die Bremsen muessen sich jetzt zwar wieder etwas einlaufen aber das ist bei dem Wirkungsgrad der Schwalben bremse eher von sekundaerer Bedeutung. Morgen kuemmern wir uns noch um Ketten und Zuendung der Mopeds, aber eigentlich sollten sie dann wieder startklar sein fuer den Weg nach Aethiopien. Morgen wollen wir dann auch unser Touri Programm in Khartoum beginnen, eine lebhafte Stadt mit freundlichen Menschen.

 
 
 
 
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