Tagebucheintrag vom 25.12.2005
 
Abfahrt aus Khartoum - von Steffen
 

Wad Medani, den 25.12.2005

Die ganze Nacht haben die roemisch-katholisch-afrikanischen Gemeindemitglieder gefeiert. Heute morgen bei Sonnenaufgang gab es dann die Kinderkirche in der benachbarten Kathedrale. Unser Schlaf war deshalb recht kurz und nicht allzu tief. Dennoch, mit den ersten Sonnenstrahlen verlassen wir Khartoum in Richtung Sueden. Unser erstes Ziel ist Wad Medani, ca. 200 km in Richtung Aethiopische Grenze. Wir fahren auf der Hauptverkehrsstrasse des Sudan. Das schmale Teerband verbindet in einem weiten Bogen die Staedte des Nordsudan und endet schliesslich in Port Sudan, dem Hafen am Roten Meer.
Trotz Feiertag ist der Verkehr dementsprechend. Wir sind wieder einmal die Kaninchen der Landastrasse zwischen Riesigen Lastzuegen, rasenden Reisebussen und wildgewordenen Pick-Ups.
Nachdem wir Khartoum hinter uns gelassen haben machen wir unsere Fruehstueckspause bei einer der zahllosen Tee-Damen. Diese Damen haben kleine Altaere vor sich aufgebaut mit unzaehligen Glaesern und Tueten und produzieren Tee und Kaffee in unterschiedlichen Suessigkeits Graden. Unsere Dame heute laesst sich sogar zu einem Foto bewegen, eine seltene Ehre den normalerweise wird das Getraenk mit dem Ausdruck des tiefsten Desinterresses am Kunden bereitet und serviert.
Beim Nachbar erstehe ich etwas Zweitaktoel aus dem grossen Fass. Eine dickfluessige Bruehe mit undefinierter Farbe, wir hoffen dass es schmiert, zumindest klebt es recht gut am Messbecher und fuehlt sich extrem oelig an. Fuer unsere Mopeds wird die Kombination aus fragwuerdigem Benzin und fragwuerdigem Oel allmaehlich zur Belastungsprobe. Bei der weissen Schwalbe bildet sich schon zum zweitenmal eine Kerzenbruecke, der Motor bleibt dann einfach stehen. Beim reinigen der Kerze sieht man doch schon einige Ablagerungen die die Elektrode ueberbrueckt haben. Nach der Kerzenreinigung geht es flott weiter. Bei einem Rasthaus machen wir unsere Mittagspause, heute leisten wir uns den Luxus einer kurzen Fahretappe.
Wir passieren einen Abstellplatz fuer ausgediehnte Flugzeuge, geparckt in der weiten Steppe. Am meisten schafft uns der starke Wind, mal von der Seite, mal von schraeg vorne wirbelt er ungeheure Staubmassen auf und teilweise ist in dem ganzen Gewirbel fast nichts mehr zu sehen.
Schliesslich erreichen wir Wad Medani. Es ist erst frueher Nachmittag, dennoch beschliessen wir heute nicht mehr weiterzufahren. Wir finden ein Zimmer im Hotel Continental, eine seltsame Mischung aus Kolonialstil und Baracke und beschliessen den Tag mit Teetrinken ausklingen zu lassen, immerhin ist Weihnachten.

 
 
 
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