Tagebucheintrag vom 30.12.2005
 
Am Tana See - von Steffen
 

Bahir Dhar, den 30.12.2005

Wir haben das Winterquartier unserer Schwalben erreicht. Der Tana See ist das Vogelparadies im Herzen des Aethiopischen Hochlandes. Auf wunderbarer, weil nagelneuer, Teerstrasse fliegen unsere Mopeds von Gonder nach Sueden. Auf dem Weg ist die Ernte in vollem Gange. Kinder stehen am Strassenrand und winken uns zu. Wir sind mitten in Afrika. Wir haben viel Glueck gehabt bisher in Aethiopien, die Menschen begegnen uns ausnahmslos freundlich und hoeflich, es macht spass unterwegs zu sein. Die Landschaft ist atemberaubend. Ringsum die Berge und in der Ferne blitzt das Blau des Tana Sees. Ueber uns wildes Geflatter in der Luft. Schwalben auf der Jagd nach Insekten fliegen durch die klare Bergluft. Wir sind unseren Schwalben bis nach Ostafrika gefolgt. Wer weiss, vielleicht sind einige Mehlschwalben die jetzt ueber uns fliegen wirklich in der fernen Heimat aus dem Ei geschluepft.
Gegen Ende unserer mit knapp zweihundert Kilometern recht kurzen Tagesetappe wird das Land flacher. Schliesslich liegt der Tana See direkt vor uns. Nach exakt 1000 kilometern vom Zusammenfluss des Blauen und des Weissen Nils ueberqueren wir den Blauen Nil an seinem Ursprung, dem Abfluss aus dem Tana See.
Direkt am Ufer des Sees schlagen wir unser Zelt im Garten des Ghion Hotels auf. Ein idyllischer Platz an dem wir Sylvester und Neujahr verbringen wollen.
Neben unserem Zelt steht ein Kaffeestrauch mit den kirschroten Kaffeebeeren. Direkt gegenueber ist der Treffpunkt der oertlichen Pelikankolonie. Der Baum schraeg gegenueber ist der Platz fuer die unzaehligen Geier. Hier wird es bestimmt nicht langweilig.
Wir werden hier unsere wehwehchen auskurieren und die Mopeds fit machen fuer die fahrt nach Addis Abebba.
Im Tana See gibt es die beruehmten Kloester auf den zahlreichen Inseln. Schliesslich wollen wir uns auch die Wasserfaelle des Blauen Nil anschauen, die vierzig Kilometer von Bahir Dhar zu bestaunen sind.
Bahir Dhar ist aber auch der Urlaubsort fuer Aethiopier, quasi der aethiopische Bodensee. Es gibt unzaehlige Cafes und Restaurants, eine Uferpromenade und eine Flaniermeile. Genau das richtige fuer einen Urlaub von der Reise. Wir werden in den naechsten drei Tagen also auch einfach nichtstun. Eine schoene Aussicht.

 
 
 
zurück