Tagebucheintrag vom 05.01.2006
 
Auf dem Weg nach Addis Abebba - von Steffen
 

Debre Markos, den 05.01.2006

Mit einem Tag Verspaetung haben wir die Fahrt nach Addis angetreten. Die zweite Durchfallattake der Reise hat uns einen weiteren Tag am Tana See beschert. Es gibt unangenehmere Orte fuer einen Zwangsaufenthalt. Wir greifen auf die bewaehrten Aegyptischen Pharmaprodukte zurueck, die Bakterien kapitulieren nach einer Nacht.

Wir verabschieden uns bei den freundlichen Wachmaennern des Hotels. Freundliche Menschen die uns und unsere Habe perfekt bewacht haben. Schliesslich sind die Schwalben bepackt und wir rollen die ersten Kilometer hinaus aus Bahir Dhar. Chinesische Strassenbauer haben die Strasse von Bahir Dhar bis Debre Markos mit einem famosen Teerbelag versehen. Am Ortseingang von Bahir Dhar haben sie ein kleines Stueck Erdstrasse uebriggelassen um dem Reisenden den Wert der Teerstrasse in Erinnerung zu rufen. Wir fahren mit Schwalben High Speed von beinahe 50 km/h auf dem wunderbaren Teerband. Strassen in Aethiopien werden von fast allen Lebewesen gleichzeitig benutzt. Zwischen Eseln, Schafen, Ziegen und Rindern fahren wir mit hoechster Aufmerksamkeit. Die Mehrheit der Strassennutzer sind jedoch die Fussgaenger. In Aethiopien wird gelaufen, kein Wunder bei der Topographie. Das hat sich bei diesem Volk von Laeufern  im Lauf der Jahrtausende wohl auch im Erbgut niedergeschlagen. Es gibt wohl kein Land mit so vielen Ausnahmelangstreckenlaeufern. Wer einmal in Aethiopien war, wird feststellen, dass diese Ausnahmeathleten fuer Aethiopien eben keine Ausnahme sind. Die koerperliche Leistungsfaehigkeit der Menschen hier ist schlichtweg unglaublich. Im Moment ist Endspurt bei der Tef Ernte. Tef ist das Aethiopische Brotgetreide aus dem die Injera, der Nationalfladen, bereitet wird. Landschaftlich durchfahren wir reines Kulturland. Jeder Quadratzentimeter Boden wird hier genutzt. Aethiopien kann nur in Ausnahmejahren mit sehr guten Ernten seine Bevoelkerung selbst ernaehren.

Das Hochland von Abessinien ist eine gigantische Hochebene. Kleine Fluesse durchschneiden diese Ebene immer wieder. Im Moment fuehren diese Gewaesser fast kein Wasser, waehrend der Regenzeit werden sie jedoch zu reisenden Fluessen die grosse Mengen des Lavagesteins als fruchtbaren Schlick mitfuehren. Diese Fluesse gehoeren zum Flussystem des Abbay, Blauen Nils. Im Aethiopischen Hochland entsteht die alljaehrliche fruchtbare Nilflut fuer die Ebenen des Sudan und fuer Aegypten.

Wir durchfahren die ehemalige Frontlinie aus den Zeiten des Krieges der Tigray Rebellen gegen das Mengistu Regime. Ausgebrannte Panzer Sowjetischer Bauart stehen am Strassenrand. Gemeinsam mit der EPLF, der Eritraeischen Befreiungsfront hatten die Tigray und Amhara Kaempfer schliesslich den Sieg ueber Haile Mengistu Mariam erkaempft und diesen ins Exil nach Zimbabwe vertrieben. Dort sitzt der ehemalige Diktator immer noch, wohlbehuetet von der Regierung Robert Mugabes. Die Tragik ist dass diesselben Gruppen die gemeinsam eine Sieg errungen hatten sich im juengsten Aethiopisch-Eritraeischen Krieg als erbitterte Gegner gegenueberstanden.

Nach 260 km erreichen wir Debre Markos. Hier suchen wir uns einen Uebernachtungsplatz. Morgen fahren wir zur Grossen Schlucht des Blauen Nil. Ueber 1000m tief hat sich der Fluss in das Aethiopische Gebirge hineingegraben, der Grand Canyon Afrikas.

 
 
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